Die letzte Woche war betriebsam: So viele Dinge mussten noch erledigt werden. Das Womo brauchte neuen TÜV, der Einbau des festen Gastanks konnte endlich abgeschlossen werde und auch die
Kommunalwahlen haben uns beschäftigt. Mit unserem Direktkandidaten Jan Bläs habe ich Plakate aufgehängt und wählen waren wir dann auch noch. Zum guten Schluß musste dann für unsere Sardinientour
alles eingepackt und im Womo verstaut werden.
Heute Morgen klappt alles wie am Schnürchen, nur die Hoffnung auf eine ungestörte Fahrt hat getragen. Staus und Umleitungen verzögern unser Vorankommen nicht unerheblich.
Aber am frühen Nachmittag sitzen wir dann doch am Ufer der Mosel auf dem Stellplatz in Mehring, nahe bei Trier.
Geplante Route bis Livorno in Italien.
Stellplatz am Moselufer
Fauna trifft Kreuzschiff
Sonnenuntergang an der Mosel
Sonntag, 31. August
Das ging ziemlich fix, die Tour von der Mosel ins Elsaß. Nach einer schönen Fahrt entlang Mosel, Saar und anschließend durchs Elsaß, stehen wir jetzt mit dem Womo in Colmar am kleinen Stadthafen. Von
hier aus ist es nur ein relativ kurzer Weg, fußläufig ins alte Zentrum zu gelangen.
Alte und neue Bebauung fügen sich meist harmonisch zusammen, es herrscht eine gute Atmosphäre in dieser alten Weinstadt an der Elsässer Weinstraße.
Berühmt ist der Isenheimer Altar, ein mehrflügliger Rentabel von Matthias Grünwald, der im Unterlinden - Museum ausgestellt ist.
Den haben wir schon häufiger besichtigt, heute zieht es uns mehr zur Tarte Flambé, dem elsässischen Flammkuchen. Dazu ein Glas Pinot blanc und der Stadtbummel ist perfekt.
In der Altstadt von Colmar.
Das Unterlinden - Museum im alten Dominikaner - Kloster
Isenheimer - Altar (Archivbild)
Gaumenfreuden
Montag, 1. September
Das war ein Tag heute…Alles was schief gehen konnte, ging schief!
Dabei klappt es zunächst optimal: Frühstück um acht Uhr, dann Entsorgung, anschließend beim nahe gelegenen Leclerc Supermarkt günstig getankt und dann noch schnell eingekauft. Um Zehn Uhr sind wir
schon unterwegs. Dann die erste Pleite: Das Autobahngebührenticket für die Schweiz läßt sich für uns (Womo größer 3,5 Tonnen) nur per App beschaffen und dann per Kreditkarte im Internet bezahlen. Ein
Hoch der Digitalisierung! Aber - es klappt nicht. Nach eineinhalb Stunden Arbeit unter Verwendung von zwei Kreditkarten, Handy mit i-Pad und der Assistenz des Zollbeamten gebe ich entnervt auf. Erst
jetzt kommt mein gegenüber hinter dem Tresen auf die Idee, dass ich ausnahmsweise auch hier an der Kasse zahlen kann.
Der nächste Flop ereilt uns am Gotthard-Tunnel. Insgesamt gibt es einen Stau von acht Kilometern, dafür brauchen wir zwei Stunden.
Das ist noch nicht alles - einige Kilometer vor Lugano stehen wir schon wieder in einem Superstau, den wir nur noch mit einer gehörigen Portion Fatalismus ertragen.
Für die dreihundertfünfzig Kilometer haben wir acht Stunden gebraucht. Jetzt stehen wir am bewährten Stellplatz in Como und genießen erst einmal ein Bier und unser Abendessen.
Der Stellplatz ist schon belegt, wir stehen auf dem Parkplatz vor der Tür.
Dienstag, 2. September
Was gestern schiefging, klappt heute bestens. Wir starten bereits um neun Uhr und bringen die gut 350 km in viereinhalb Stunden hinter uns. Wir fahren über die Autobahn und umrunden dabei die
Millionenstadt Mailand, queren dann später den Appenin und fahren die letzten achtzig Kilometer an der tyrrenischen Küste entlang bis der „Schiefe Turm von Pisa“ in unser Blickfeld gerät. Jetzt
verlassen wir die Autobahn und fahren auf einer kleinen Landstraße nach Marino di Pisa, die nahe gelegene Sommerfrische am Meer für die Pisaner. In der Nähe der Marina ist unser Stellplatz, hier
richten wir uns ein und genießen am Nachmittag die Sonne und die Seeluft. Gegen Abend machen wir einen langen Spaziergang am Strand entlang. Kurz nach acht Uhr signalisiert uns die untergehende
Sonne, dass es Zeit ist, zum Womo zurück zu kehren.
Sonnenuntergang im Thyrrenischen Meer.
Mittwoch, 3. September
Die automatische Kasse am Stellplatz funktioniert nicht. Die Schranke bleibt geschlossen, wir können den Platz nicht verlassen. Ein Anruf unter der angegebenen Telefonnummer bringt kein Ergebnis: Die
Dame am anderen Ende will oder kann uns nicht helfen. Da sehen wir, dass die Eingangsschranke offen steht. Nichts wie hin und durch das Eingangstor rausgefahren. Wir stehen nämlich unter Druck, wir
müssen die Fähre in Livorno pünktlich erreichen. Nachbarn sagen wir, dass uns die Betreiberfirma eine Rechnung schicken soll.
In Livorno geht es noch gemächlich zu; unsere Fähre kommt mit leichter Verspätung in den Hafen. Das Einchecken geht mittlerweile digital - das Ticket ist auf dem Handy, es muss nur der dort
befindliche Code gescannt werden und schon liegen alle Daten auf dem Rechner des Schiffs. Unsere Bordkarte wird ausgedruckt, für’s Fahrzeug spuckt der Scanner ein Klebeettiket aus, das jetzt unsere
Windschutzscheibe ziert. An Bord liegt die Karte für unsere Kabine schon parat und als wir deren Tür öffnen, halten wir leicht die Luft an: Wir haben eine Suite mit sehr viel Platz, so große Kabinen
kennt man sonst auf den Schiffen nicht. Im Preis sind noch Zusatzleitungen wie ein Begrüßungsgetränk an der Bar, ein kleines Frühstück für zwei und zwei Flaschen Wasser enthalten. Da hat uns die Dame
von Turisarda nicht zuviel versprachen, als sie uns dieses Angebot auch noch zum Sonderpreis machte.
Unsere Fähre läuft ein.
Suite für die Überfahrt.
Bad
Donnerstag, 4. September
Die Stimme aus dem Lautsprecher weckt uns heute Morgen um viertel vor sechs Uhr. Unsere Fähre läuft in den Hafen von Olbia auf der Insel Sardinien ein. Bis wir das Schiff verlassen können, dauert es
noch etwas. Wir können noch duschen und in Ruhe frühstücken. Die Fahrt nach Santa Maria Navarrese geht durch die sardischen Berge. Unser Stellplatz liegt direkt am Meer, Sebastiano, der Chef des
Ganzen, erkennt uns gleich wieder und hat einen schönen Platz für uns.
Strand mit Blick auf Santa Maria Navarrese
Stellplatz mit Blick auf‘s Gebirge.
Freitag, 5. September
Der Tag beginnt mit einem wunderschönen Sonnenaufgang. Ich drehe meine morgendliche Joggingrunde, Annemarie macht derweil Wassergymnastik im Meer. Ihrer verletzten Schulter bekommt die Bewegung im
Wasser sehr gut. Zum Frühstück gibt es dann Cornettis - süße italienische Hörnchen - ein Genuss.
Später am Vormittag fahren wir in den Nachbarort Lotzorei, um uns beim Fischer mit frischem Fisch zu versorgen. Wir erstehen aus seinem reichhaltigen Angebot zwei Spigole (Wolfsbarsch), die grillen
wir dann am Abend nach einem schönen Nachmittag am Strand.
Sonnenaufgang
Samstag, 6. September
Wir machen wieder eine kurze Fahrt ins nahe gelegene Lotzorei. Der Fischer und ein hervorragender Bäcker mit breitem Angebot an unterschiedlichsten Backwaren sind Grund genug, die schmale,
kurvenreiche Straße entlang der Küste in Anspruch zu nehmen. An der Kirche hängt noch die Dekoration vom Pfarrfest letzte Woche - schade, dass wir das nicht mehr miterleben können. Diese Feste sind
immer sehr interessant. Es kommen viele Trachtengruppen und es gibt oft folkloristische Musikdarbietungen und ähnliche Veranstaltungen. Unser Gemüse kaufen wir wieder bei der Bäuerin, die ihren
Stand am Ortsrand aufgeschlagen hat.
Pfarrkirche in Lotzorei.
Obst- und Gemüsestand.
Küstenpanorama
Sonntag, 7. September
Den Tag über ist es sehr heiß, bis auf kurzfristige Abkühlungen im Meer bleiben wir am Womo. Erst am Abend bummeln wir in den Ort, bestaunen dort die uralten Olivenbäume im Schatten der alten
Dorfkirche und gönnen uns dann ein leckeres Gelato.
Blick durch Pinienbäume auf den Torre di Spagnolo.
Uralter Olivenbaum in Santa Maria Navarrese.
Leckeres Eis am Dorfplatz.
Montag, 8. September
Heute Vormittag ist es bedeckt, wir starten mit dem Motorrad eine Tour zu der Fischerkooperative von Tortoli. Diese Fischergenossenschaft hat sich seit einiger Zeit neben anderem auch auf die Zucht
von Austern verlegt. Das Ganze findet in einer großen Flachwasserzone statt, die sich um das nördliche Ortsgebiet erstreckt. Neben der Fischzucht und dem Fischfang bieten sie ihre Erzeugnisse auch
direkt den Besucher an. Diese Form der Direktvermarktung nennt sich im Bereich Fische „Ittiturismo“, zielt also auch auf Touristen. Leider liegt das Gelände so versteckt, dass man Mühe hat, es
aufzuspüren. Trotz langjährigem Bestehen, gilt ihre Adresse immer noch als Geheimtipp. Wir durchstreifen zu Fuß die Anlage und können der Gelegenheit nicht widerstehen, zu Mittag dort einzukehren. So
kommen wir in den Genuss einer zünftigen Mittagsmahlzeit zu angemessenen Preisen.
Zuchtbecken
Beobachtungstechnik
Strandlilie
Beim Mittagessen.
Dienstag, 9. September
Heute ist das Wetter gemischt: Sehr schwül und bedeckt, manchmal klart es auf. Wir fahren mit dem Motorrad nach Arbatax, der kleinen Hafenstadt bei Tortoli. Früher gab es von hier aus noch
regelmäßige Fährverbindungen zum Festland, jetzt ist das Hafengelände vorwiegend den Fischern und dem Tourismus vorbehalten. Wir bummeln durch den Hafen und entdecken noch eine Verkaufsstelle der
Fischercooperative, die wir uns für spätere Gelegenheiten merken. Mittlerweile ist es so heiß, dass wir es vorziehen, zurückzufahren und uns dort am Strand abzukühlen.
Hafengelände in Arbatax
Reusenfischer
Donnerstag, 11. September
Gestern hat es den ganzen Tag über mehr oder weniger geregnet. Schon morgens hören wir das Trommeln auf dem Wagendach, der Regen variierte dann zu leichtem Nieseln, um dann wieder in einen kräftigen
Schauer überzugehen. Da war keine Gelegenheit für irgendeine Aktion. Da wir uns mit Lesestoff gut eingedeckt haben, ist das aber auch kein Beinbruch.
Heute Morgen empfängt uns wieder strahlender Sonnenschein, der alle Gemüter wieder besänftigt. Wir fahren heute nach Tortoli, die nächste größere Ortschaft hinter Lotzorei. Wir fahren am Meer entlang
durch das kleine Dorf Girasole (Sonnenblume), das seinem Namen durch seine Bepflanzung mit unzähligen gelben Wandelröschen alle Ehre macht. Wahrscheinlich wären Sonnenblumen zu langstielig und nicht
dauerhaft genug.
In Tortoli erwartet uns eine Überraschung: War sonst der schmale Altstadtkern durch die verkehrsreiche Durchgangsstraße mit schmalsten Bürgersteigen für Fußgänger kaum passierbar, hat man jetzt
endlich weite Teile der Altstadt autofrei gemacht. Es ist ein ganz neues Gefühl sich jetzt hier zu bewegen - die Kommune hat sich viel Mühe gegeben, diesen Bereich ansprechend zu gestalten. Jetzt
müssen nur noch die Privatleute entsprechend mitziehen. Durch den höllischen Verkehr war dieser Altstadtbereich in Teilen schon verödet, da sind jetzt sicherlich Investitionen vonnöten.
Ein neues Geschäft sticht uns besonders ins Auge: Hier werden die berühmten sardischen Messer verkauft. Ein Modell hat es uns ganz besonders angetan: Ein Kochmesser aus Sarazenerstahl, das wir schon
länger für die heimische Küche ins Auge gefasst haben. Da der Preis stimmt, werden wir uns schnell einig.
Gesperrte Altstadtstraße
Neue Aufenhaltsqualität
Ansprechende Geschäfte
Neuentdeckung
Neuerwerbung
Freitag, 12. September
Am Abend dieses tollen Sonnentages machen wir noch einen kleinen Bummel nach Santa Maria Navarrese. Die Sonne geht langsam unter, in einer Bar am Strand gibt es Livemusik, da lassen wir dort den
Abend bei einem Glas Aperol ausklingen.
Sundowner am Torre
Sonntag, 14. September
Der Sonntag beginnt mit einer schlechten Nachricht: Sabina, die wir mit ihrem Mann René auf unserer Tour nach Georgien kennen gelernt haben, schreibt uns per e-Mail, dass René nach schwerer Krankheit
gestorben ist. Das trifft uns schwer, da wir die beiden auf unserer Tour noch häufiger getroffen haben und mittlerweile befreundet sind.
Später am Nachmittag fahren wir mit dem Motorrad in die Berge - dort gibt es sogenannte Gigantengräber (Tomba dei Gigante), das sind frühzeitliche Bestattungsstätten, die aufgrund ihres Ausmaßes und
der Größe der bewegten Steine/Felsen für die Gräber von Riesen gehalten wurden. All dies in einer gewaltigen Landschaftskulisse. Mit unserer kleinen Yamaha klettern wir die Berge hinauf und hinunter,
teilweise nur im ersten Gang, aber sie bringt uns dahin, wohin wir wollen.
Jetzt liegt die eingehegte Bestattungsstätte vor uns in der heißem Sonne - wir nehmen uns Zeit für einen Rundgang.