Montag, 15. September

Nach elf Tagen in Santa Maria Navarrese packen wir alles wieder zusammen und fahren weiter gen Süden. Zuvor hat uns Andrea, der Platzverwalter, noch ein nettes Abschiedsgeschenk in Form eines Preisnachlasses gemacht. Eine nette Geste für langjährige Kunden. Doch bevor es richtig los geht, haben wir noch einiges zu tun. Zunächst müssen wir Gas tanken: Wir haben uns nach der Zyperntour einen Gastank einbauen lassen, damit wir nicht mehr auf Gasflaschen angewiesen sind. Für Gasflaschen gibt es keine Norm, in fast jedem Land gibt es andere Formate und Anschlüsse. Bisher sind wir immer mit drei Flaschen auf Reisen gegangen. Dies hat sich in Zypern als äußerst knapp erwiesen, so dass wir mit dem Gas schon sehr sparsam umgehen mussten. Da wir auch den Kühlschrank mit Gas betreiben, war das kein besonderes Vergnügen. Jetzt können wir an jeder Tankstelle mit Gasverkauf nachtanken. Ein Crai-Supermarkt liegt ebenfalls auf dem Weg - von dieser Kette haben wir eine Kundenkarte, mit der wir bei verschiedenen Waren Sonderrabatte eingeräumt bekommen. Jetzt kann es aber losgehen und wir fahren nach Bari Sardo zum Stellplatz von Vitale. Er ist ein sehr hilfsbereiter Platzbetreiber, der vor allem Annemarie vor zwei Jahren, als ich hier in Lanusei im Krankenhaus lag, sehr unterstützt hat. Es ist ein Familienbetrieb, dieses Jahr hilft ihm seine Tochter Martina bei der Arbeit. Wir erhalten wieder einen schönen Platz mit Blick in die Landschaft.
Stellplatz bei Vitale.
Stellplatz bei Vitale.
Blick in die Landschaft.
Blick in die Landschaft.

Dienstag, 16. September

Unseren Tag beginnen wir mit Joggen und Schwimmen. Annemarie bekommt die regelmäßige, gezielte Bewegung im Wasser richtig gut. Die Beweglichkeit des verletzten linken Arms und der Schulter hat sich schon wesentlich verbessert. Für heute haben wir uns einen Lesetag vorgenommen, gegen Abend nehmen wir dann noch ein erfrischendes Bad.
Der Torre de Bari.
Der Torre de Bari.
Strand am Torre de Bari.
Strand am Torre de Bari.

Mittwoch, 17. Dezember

Meine Haare haben einen ordentlichen Rückschnitt nötig - es wird Zeit zum Frisör zu gehen. Von Salvatore habe ich die Adresse von Marcellino und Stefano; sie betreiben ihren Salon in der Via Cagliari, der Hauptstraße von Bari Sardo. Mit dem Motorrad mache ich mich auf den Weg und fahre durch die noch recht bäuerlich geprägte Landschaft. Da tummeln sich dunkle Schweine in einer Schlammsuhle, den Straßenrand säumen Orangen- und Zitronenbäume. Meine überschüssigen Haare werde ich schnell los - eine Viertelstunde braucht der Haarkünstler, um sie wieder zurecht zu stutzen.
Schweine in der Schlammsuhle.
Schweine in der Schlammsuhle.
Hauptstraße in Bari Sardo.
Hauptstraße in Bari Sardo.
Frisch geschoren.
Frisch geschoren.

Donnerstag, 18. September

Heute führt ins der Weg die Küste entlang bis zu den roten Felsen von Coccoroci. Doch zuerst statten wir einem kleinen weißen Esel einen Besuch ab, der auf einem Hof in der Nähe lebt. Wir fahren weiter der Küstenstraße entlang und hinter Museddu geht es schon mächtig in das rote Gebirge dieses Küstenabschnittes. Von hier aus hat man schon einen erhöhten Blick über den Strand der Ogliastra. Es geht weiter bis hin nach Coccoroci, die Aussicht von hier ist phänomenal, hier endet auch der Weg, will man weiter nach Süden, muß man umkehren und die SS 125 benutzen. Wir fahren zurück ins Camp und machen uns an die Zubereitung der Miesmuscheln (Zuppa di Cozze), die wir heute früh im Crai erstanden haben. 
Kleiner weißer Esel
Kleiner weißer Esel
Küste bei Museddu.
Küste bei Museddu.
Rote Felsen.
Rote Felsen.
Im Gebirge bei Coccoroci
Im Gebirge bei Coccoroci
Zuppa di Cozze.
Zuppa di Cozze.

Freitag, 19. September

Als wir heute Morgen vom Schwimmen zurück kommen, werden wir von lautem Gebimmel empfangen: Eine größere Schafherde hat sich auf der freien Wiese jenseits des Stellplatzes breit gemacht. In Begleitung von zwei Hütehunden wird jeder Zipfel Gras, der seinen Weg durch das gemähte Kornfeld gefunden hat, von den Schafen abgerupft. Die um den Hals gehängten Glocken geben bei jeder Bewegung ihrer Trägerinnen ein kräftiges Gebimmel von sich. Begleitet wird die Herde zusätzlich noch von einer Gruppe von Kuhreihern, die sich von den durch die Schafe aufgeschreckten Insekten ernähren. Am Abend holt der Hirte seine Schafe dann wieder ab. Mehr war hier heute wohl nicht zu holen. Dann bekommen wir noch Besuch von Ivan aus Lanusei. Er versorgt uns seit mehreren Jahren mit Olivenöl aus eigener Erzeugung.
Schafherde hinterm Zaun.
Schafherde hinterm Zaun.
Besucher beim Frühstück.
Besucher beim Frühstück.
Kuhreiher im Anflug.
Kuhreiher im Anflug.

Samstag, 20. September

Heute ist Markttag in Bari Sardo. Doch bevor wir den Markt besuchen, kaufen wir noch schnell in der Fischabteilung des Crai-Supermarktes zwei Doraden (Orate) ein, die wir morgen grillen wollen. Der Markt in Bari Sardo hat an Anziehungskraft verloren. War er früher das „ Kaufhaus“ für die Einheimischen, wird auch er heute von Amazon und ähnlichen Anbietern verdrängt. Das Angebot an Obst und Gemüse war auch früher nie das ganz große Geschäft, da die meisten Menschen Selbstversorger waren. Aber auch das ist in Bewegung - die großen Gärten außerhalb des Dorfes werden schon teilweise gar nicht mehr bewirtschaftet. Hier haben die beiden großen Supermärkte im Ort die Rolle übernommen. Einzig die Rosticceria konnte sich behaupten. Die gegrillten Hähnchen (Polli) und Wachteln (Quaglie) zum Mitnehmen sind weiterhin der Renner und werden stark nachgefragt. Wir haben deshalb schon heute früh telefonisch das Mittagessen für uns vorbestellt…
Markt in Bari Sardo.
Markt in Bari Sardo.
Badelaken für Touristen
Badelaken für Touristen
Rosticceria
Rosticceria

Sonntag, 21. September

Entlang der Küste zieht sich kilometerlang ein breiter Streifen mit Pinien. Dieser schmale Wald ist im Sommer bei Badegästen sehr beliebt, bietet es doch besonders in der Mittagszeit viel Schatten und schützt vor der stechenden Sonne. Er ist auch von schmalen Wanderwegen durchzogen, so dass man das Vergnügen einer Strandwanderung genießen kann, ohne sich einen Sonnenbrand zu holen. Auf dem weichen Waldboden laufen wir den Strand entlang und genießen die Aussicht auf das grün- und türkisfarben schillernde Meer. Eine kleine Strandbar bietet, eingerahmt mit Bananenstauden, die Gelegenheit zu einer genüßlichen Pause.
Wanderung am Mittelmeer.
Wanderung am Mittelmeer.
Strand
Strand
Kurze Pause.
Kurze Pause.

Montag, 22. September

Im Internet erfahren wir von der Existenz einer Cantina in der Nähe von Bari Sardo, von der wir bisher nichts gehört haben. Vielleicht ergibt sich ja dort eine neue Bezugsquelle für sardischen Wein: Die müssen wir uns ansehen. Der Weg führt uns zu einem kleinen Anwesen in den Bergen, die steile Auffahrt zu dem Anwesen hat es in sich. Oben angekommen haben wir eine wunderschöne Aussicht auf die Umgebung. Vor der Cantina steht ein Reisebus, drinnen findet gerade eine Weinverkostung mit geschätzt fünfzig Personen statt. Die angebotenen Weine bewegen sich alle oberhalb der fünfzehn Euro Marke pro Flasche, bei Bedarf kann man auch noch mehr ausgeben. Von realer Weinproduktion ist nichts zu sehen. Wir haben den Eindruck, dass es sich hier um ein geschicktes Marketing für Touristen handelt. Da sind uns doch die Winzergenossenschaften lieber.
Einfahrt zur Cantina.
Einfahrt zur Cantina.
Lage in den Bergen.
Lage in den Bergen.
Cantina
Cantina
Weinpräsentatiom
Weinpräsentatiom
Dito
Dito

Dienstag, 23. September

Den ganzen Tag über ist das Wetter wechselhaft: Beim Aufstehen ist blauer Himmel und Sonnenschein, wir wickeln unser Sportprogramm wie gewohnt ab. Im Laufe des Vormittags zieht sich der Himmel zu und wir nutzen die regenfreie Zeit bis zum Mittag für einen Besuch der Käserei Boi im benachbarten Dorf Cardedu und kaufen dort ein Stück Pecorino (Schafskäse) ein. Dann beginnt es zu tröpfeln und zu nieseln; dieser Zustand hält bis in den späten Nachmittag an. Gegen Abend klart es wieder auf, wir nutzen die Gunst der Stunde für einen schönen Strandspaziergang.
In der Käserei
In der Käserei
Pecorino Sardo
Pecorino Sardo
Regenfreier Abend am Strand
Regenfreier Abend am Strand
Letzte Sonne.
Letzte Sonne.
Dito
Dito

Donnerstag, 25. September

Heute fahren wir nach Loceri, einem kleinen Ort nahe Bari Sardo. Eigentlich wollen wir ja zu einer weiteren Cantina, die wir auf der Karte entdeckt haben, doch das wird ebenfalls ein Flop: Im Gegensatz zum letzten Versuch, wo es sich um einen Event-Ort handelte, ist das hier ein richtiger Weinbauernhof. Aber, kein Mensch ist zu sehen. Nach einiger Suche treffen wir auf einen sehr wortkargen Angestellten, der uns nur mitteilen kann, dass der „Padrone“ nicht da ist. Dafür werden wir umso mehr von Loceri überrascht. Ein sehr gepflegtes, sauberes Dorf mit vielen Murales (Wandbildern) auf den Häusern, die vom Leben im Ort künden. Teils mit Szenen aus dem bäuerlichen Leben, teils als Landschaftsbilder oder als Portraits. Eine inspirierende Ausstellung.
Einsamer Weinbauernhof.
Einsamer Weinbauernhof.
Integriertes Wandbild.
Integriertes Wandbild.
Großformat
Großformat
Loceri unter Sternen.
Loceri unter Sternen.
Hausarbeit
Hausarbeit
War Banksy hier?
War Banksy hier?

Freitag, 26. September

Der Strand „Cea“ liegt zwischen dem Strand von Torre di Bari und Arbatax. Es ist eine wunderbare Bucht mit sehr feinkörnigem Sand und Karibik-Anmuntung. Es gibt nur einen Haken an der Sache: Der Strand ist aufgrund seiner Lage hinter einem Gebirgsrücken sehr schwer erreichbar und die Versorgung vor Ort ist dadurch natürlich auch sehr eingeschränkt. Grund genug für die meisten Sardinientouristen, ihn zu meiden - auf Sardinien gibt es so viele schöne Strände, da muss man sich nicht zusätzlich Stress machen. Wir nehmen es aber heute auf uns und biegen in den kleinen Weg ab, der zum „Spiaggia di Cea“ führt. Die Fahrt geht über Stock und Stein, bergauf und bergab, eine Wegkreuzung ist nicht beschildert und wir landen prompt in einer Sackgasse. Dann taucht eine einsame Joggerin in dieser Wildnis auf und wir ahnen: Das Ziel ist nahe. An einem Parkplatz stellen wir das Motorrad ab und laufen nur kurz durch einen Wald, da liegt diese karibische Illusion vor uns, der Spiaggia di Cea. Wir lassen diese tolle Landschaft in einer kleinen Strandbar noch für längere Zeit auf uns wirken, da drängen dunkle Regenwolken zum Aufbruch. 
Strand pur…
Strand pur…
Roter Fels in türkiser Umgebung
Roter Fels in türkiser Umgebung

Sonntag, 28. September

Heute fahren wir nach Lanusei, eine Stadt hoch oberhalb von Bari Sardo im Supramonte. In Lanusei gibt es einen Bahnhof für die Schmalspurbahn des „Trenino Verde“, dem kleinen Zug, der früher die sardischen Regionen verband und heute nur noch im Sommer für Touristen eingesetzt wird. Es gibt viele Einkaufsmöglichkeiten für die Region und nicht zu vergessen das Krankenhaus, in dem ich vor zwei Jahren eine Woche verbringen durfte. Will man nach Lanusei, geht es nur in Serpentinen bergauf, unsere kleine Yamaha muss ganz schön schuften , um die Strecke zu bewältigen. Von hier oben aus hat man einen tollen Blick bis zum Meer. Um die Mittagszeit ist es ruhig hier, die Lage am Berg führt dazu, dass weitgehend alle Straßen parallel versetzt in unterschiedlicher Höhe verlaufen. Die Häuser sind in fünf, sechs Geschossen am Hang gebaut, es gibt verschiedene Zugänge von den unterschiedlichen Ebenen aus. Bei der Rückfahrt geht es weitgehend nur bergab, Gasgeben ist überflüssig, gute Bremsen sind gefragt.
Blick von Lanusei auf die Küste.
Blick von Lanusei auf die Küste.
Dachgarten in Lanusei.
Dachgarten in Lanusei.
Blick auf die Katedralkirche.
Blick auf die Katedralkirche.
„Mein“ Krankenhaus…
„Mein“ Krankenhaus…

Montag, 29. September

Heute verlassen wir Bari Sardo, von Sabrina und Vitale, dem Betreiberehepaar des Platzes, haben wir uns gestern schon verabschiedet. Im Moment gibt es einen Run auf Wohnmobilstellplätze, wir befürchten daher, dass es in Porto Corallo, unserem neuen Ziel, ähnlich voll ist wie hier. Deshalb gehen wir heute Morgen zügig ans Werk, damit wir rechtzeitig vor Mittag unseren neuen Stellplatz „Bella Vista“ erreichen. Die Sorge ist unbegründet, wir bekommen selbst unseren Wunschplatz problemlos. Umgeben von netten Nachbarn sind wir mit dem Aufbauen schnell fertig und können uns an einer Portion Spaghetti mit Thunfisch stärken. Danach geht es erst einmal zur Abkühlung ins Wasser.
Strand von Porto Corallo, im Hintergrund der Torre Spagnola
Strand von Porto Corallo, im Hintergrund der Torre Spagnola