Nach elf Tagen in Santa Maria Navarrese packen wir alles wieder zusammen und fahren weiter gen Süden. Zuvor hat uns Andrea, der Platzverwalter, noch ein nettes Abschiedsgeschenk in Form eines
Preisnachlasses gemacht. Eine nette Geste für langjährige Kunden. Doch bevor es richtig los geht, haben wir noch einiges zu tun. Zunächst müssen wir Gas tanken: Wir haben uns nach der Zyperntour
einen Gastank einbauen lassen, damit wir nicht mehr auf Gasflaschen angewiesen sind. Für Gasflaschen gibt es keine Norm, in fast jedem Land gibt es andere Formate und Anschlüsse. Bisher sind wir
immer mit drei Flaschen auf Reisen gegangen. Dies hat sich in Zypern als äußerst knapp erwiesen, so dass wir mit dem Gas schon sehr sparsam umgehen mussten. Da wir auch den Kühlschrank mit Gas
betreiben, war das kein besonderes Vergnügen. Jetzt können wir an jeder Tankstelle mit Gasverkauf nachtanken. Ein Crai-Supermarkt liegt ebenfalls auf dem Weg - von dieser Kette haben wir eine
Kundenkarte, mit der wir bei verschiedenen Waren Sonderrabatte eingeräumt bekommen. Jetzt kann es aber losgehen und wir fahren nach Bari Sardo zum Stellplatz von Vitale. Er ist ein sehr hilfsbereiter
Platzbetreiber, der vor allem Annemarie vor zwei Jahren, als ich hier in Lanusei im Krankenhaus lag, sehr unterstützt hat. Es ist ein Familienbetrieb, dieses Jahr hilft ihm seine Tochter Martina bei
der Arbeit. Wir erhalten wieder einen schönen Platz mit Blick in die Landschaft.
Stellplatz bei Vitale.
Blick in die Landschaft.
Dienstag, 16. September
Unseren Tag beginnen wir mit Joggen und Schwimmen. Annemarie bekommt die regelmäßige, gezielte Bewegung im Wasser richtig gut. Die Beweglichkeit des verletzten linken Arms und der Schulter hat sich
schon wesentlich verbessert. Für heute haben wir uns einen Lesetag vorgenommen, gegen Abend nehmen wir dann noch ein erfrischendes Bad.
Der Torre de Bari.
Strand am Torre de Bari.
Mittwoch, 17. Dezember
Meine Haare haben einen ordentlichen Rückschnitt nötig - es wird Zeit zum Frisör zu gehen. Von Salvatore habe ich die Adresse von Marcellino und Stefano; sie betreiben ihren Salon in der Via
Cagliari, der Hauptstraße von Bari Sardo. Mit dem Motorrad mache ich mich auf den Weg und fahre durch die noch recht bäuerlich geprägte Landschaft. Da tummeln sich dunkle Schweine in einer
Schlammsuhle, den Straßenrand säumen Orangen- und Zitronenbäume. Meine überschüssigen Haare werde ich schnell los - eine Viertelstunde braucht der Haarkünstler, um sie wieder zurecht zu stutzen.
Schweine in der Schlammsuhle.
Hauptstraße in Bari Sardo.
Frisch geschoren.
Donnerstag, 18. September
Heute führt ins der Weg die Küste entlang bis zu den roten Felsen von Coccoroci. Doch zuerst statten wir einem kleinen weißen Esel einen Besuch ab, der auf einem Hof in der Nähe lebt. Wir fahren
weiter der Küstenstraße entlang und hinter Museddu geht es schon mächtig in das rote Gebirge dieses Küstenabschnittes. Von hier aus hat man schon einen erhöhten Blick über den Strand der Ogliastra.
Es geht weiter bis hin nach Coccoroci, die Aussicht von hier ist phänomenal, hier endet auch der Weg, will man weiter nach Süden, muß man umkehren und die SS 125 benutzen. Wir fahren zurück ins Camp
und machen uns an die Zubereitung der Miesmuscheln (Zuppa di Cozze), die wir heute früh im Crai erstanden haben.
Kleiner weißer Esel
Küste bei Museddu.
Rote Felsen.
Im Gebirge bei Coccoroci
Zuppa di Cozze.
Freitag, 19. September
Als wir heute Morgen vom Schwimmen zurück kommen, werden wir von lautem Gebimmel empfangen: Eine größere Schafherde hat sich auf der freien Wiese jenseits des Stellplatzes breit gemacht. In
Begleitung von zwei Hütehunden wird jeder Zipfel Gras, der seinen Weg durch das gemähte Kornfeld gefunden hat, von den Schafen abgerupft. Die um den Hals gehängten Glocken geben bei jeder Bewegung
ihrer Trägerinnen ein kräftiges Gebimmel von sich. Begleitet wird die Herde zusätzlich noch von einer Gruppe von Kuhreihern, die sich von den durch die Schafe aufgeschreckten Insekten ernähren. Am
Abend holt der Hirte seine Schafe dann wieder ab. Mehr war hier heute wohl nicht zu holen. Dann bekommen wir noch Besuch von Ivan aus Lanusei. Er versorgt uns seit mehreren Jahren mit Olivenöl aus
eigener Erzeugung.
Schafherde hinterm Zaun.
Besucher beim Frühstück.
Kuhreiher im Anflug.
Samstag, 20. September
Heute ist Markttag in Bari Sardo. Doch bevor wir den Markt besuchen, kaufen wir noch schnell in der Fischabteilung des Crai-Supermarktes zwei Doraden (Orate) ein, die wir morgen grillen wollen. Der
Markt in Bari Sardo hat an Anziehungskraft verloren. War er früher das „ Kaufhaus“ für die Einheimischen, wird auch er heute von Amazon und ähnlichen Anbietern verdrängt. Das Angebot an Obst und
Gemüse war auch früher nie das ganz große Geschäft, da die meisten Menschen Selbstversorger waren. Aber auch das ist in Bewegung - die großen Gärten außerhalb des Dorfes werden schon teilweise gar
nicht mehr bewirtschaftet. Hier haben die beiden großen Supermärkte im Ort die Rolle übernommen. Einzig die Rosticceria konnte sich behaupten. Die gegrillten Hähnchen (Polli) und Wachteln (Quaglie)
zum Mitnehmen sind weiterhin der Renner und werden stark nachgefragt. Wir haben deshalb schon heute früh telefonisch das Mittagessen für uns vorbestellt…
Markt in Bari Sardo.
Badelaken für Touristen
Rosticceria
Sonntag, 21. September
Entlang der Küste zieht sich kilometerlang ein breiter Streifen mit Pinien. Dieser schmale Wald ist im Sommer bei Badegästen sehr beliebt, bietet es doch besonders in der Mittagszeit viel Schatten
und schützt vor der stechenden Sonne. Er ist auch von schmalen Wanderwegen durchzogen, so dass man das Vergnügen einer Strandwanderung genießen kann, ohne sich einen Sonnenbrand zu holen. Auf dem
weichen Waldboden laufen wir den Strand entlang und genießen die Aussicht auf das grün- und türkisfarben schillernde Meer. Eine kleine Strandbar bietet, eingerahmt mit Bananenstauden, die Gelegenheit
zu einer genüßlichen Pause.
Wanderung am Mittelmeer.
Strand
Kurze Pause.
Montag, 22. September
Im Internet erfahren wir von der Existenz einer Cantina in der Nähe von Bari Sardo, von der wir bisher nichts gehört haben. Vielleicht ergibt sich ja dort eine neue Bezugsquelle für sardischen Wein:
Die müssen wir uns ansehen. Der Weg führt uns zu einem kleinen Anwesen in den Bergen, die steile Auffahrt zu dem Anwesen hat es in sich. Oben angekommen haben wir eine wunderschöne Aussicht auf die
Umgebung. Vor der Cantina steht ein Reisebus, drinnen findet gerade eine Weinverkostung mit geschätzt fünfzig Personen statt. Die angebotenen Weine bewegen sich alle oberhalb der fünfzehn Euro Marke
pro Flasche, bei Bedarf kann man auch noch mehr ausgeben. Von realer Weinproduktion ist nichts zu sehen. Wir haben den Eindruck, dass es sich hier um ein geschicktes Marketing für Touristen handelt.
Da sind uns doch die Winzergenossenschaften lieber.
Einfahrt zur Cantina.
Lage in den Bergen.
Cantina
Weinpräsentatiom
Dito
Dienstag, 23. September
Den ganzen Tag über ist das Wetter wechselhaft: Beim Aufstehen ist blauer Himmel und Sonnenschein, wir wickeln unser Sportprogramm wie gewohnt ab. Im Laufe des Vormittags zieht sich der Himmel zu und
wir nutzen die regenfreie Zeit bis zum Mittag für einen Besuch der Käserei Boi im benachbarten Dorf Cardedu und kaufen dort ein Stück Pecorino (Schafskäse) ein. Dann beginnt es zu tröpfeln und zu
nieseln; dieser Zustand hält bis in den späten Nachmittag an. Gegen Abend klart es wieder auf, wir nutzen die Gunst der Stunde für einen schönen Strandspaziergang.
In der Käserei
Pecorino Sardo
Regenfreier Abend am Strand
Letzte Sonne.
Dito
Donnerstag, 25. September
Heute fahren wir nach Loceri, einem kleinen Ort nahe Bari Sardo. Eigentlich wollen wir ja zu einer weiteren Cantina, die wir auf der Karte entdeckt haben, doch das wird ebenfalls ein Flop: Im
Gegensatz zum letzten Versuch, wo es sich um einen Event-Ort handelte, ist das hier ein richtiger Weinbauernhof. Aber, kein Mensch ist zu sehen. Nach einiger Suche treffen wir auf einen sehr
wortkargen Angestellten, der uns nur mitteilen kann, dass der „Padrone“ nicht da ist. Dafür werden wir umso mehr von Loceri überrascht. Ein sehr gepflegtes, sauberes Dorf mit vielen Murales
(Wandbildern) auf den Häusern, die vom Leben im Ort künden. Teils mit Szenen aus dem bäuerlichen Leben, teils als Landschaftsbilder oder als Portraits. Eine inspirierende Ausstellung.
Einsamer Weinbauernhof.
Integriertes Wandbild.
Großformat
Loceri unter Sternen.
Hausarbeit
War Banksy hier?
Freitag, 26. September
Der Strand „Cea“ liegt zwischen dem Strand von Torre di Bari und Arbatax. Es ist eine wunderbare Bucht mit sehr feinkörnigem Sand und Karibik-Anmuntung. Es gibt nur einen Haken an der Sache: Der
Strand ist aufgrund seiner Lage hinter einem Gebirgsrücken sehr schwer erreichbar und die Versorgung vor Ort ist dadurch natürlich auch sehr eingeschränkt. Grund genug für die meisten
Sardinientouristen, ihn zu meiden - auf Sardinien gibt es so viele schöne Strände, da muss man sich nicht zusätzlich Stress machen. Wir nehmen es aber heute auf uns und biegen in den kleinen Weg ab,
der zum „Spiaggia di Cea“ führt. Die Fahrt geht über Stock und Stein, bergauf und bergab, eine Wegkreuzung ist nicht beschildert und wir landen prompt in einer Sackgasse. Dann taucht eine einsame
Joggerin in dieser Wildnis auf und wir ahnen: Das Ziel ist nahe. An einem Parkplatz stellen wir das Motorrad ab und laufen nur kurz durch einen Wald, da liegt diese karibische Illusion vor uns, der
Spiaggia di Cea. Wir lassen diese tolle Landschaft in einer kleinen Strandbar noch für längere Zeit auf uns wirken, da drängen dunkle Regenwolken zum Aufbruch.
Strand pur…
Roter Fels in türkiser Umgebung
Sonntag, 28. September
Heute fahren wir nach Lanusei, eine Stadt hoch oberhalb von Bari Sardo im Supramonte. In Lanusei gibt es einen Bahnhof für die Schmalspurbahn des „Trenino Verde“, dem kleinen Zug, der früher die
sardischen Regionen verband und heute nur noch im Sommer für Touristen eingesetzt wird. Es gibt viele Einkaufsmöglichkeiten für die Region und nicht zu vergessen das Krankenhaus, in dem ich vor zwei
Jahren eine Woche verbringen durfte. Will man nach Lanusei, geht es nur in Serpentinen bergauf, unsere kleine Yamaha muss ganz schön schuften , um die Strecke zu bewältigen. Von hier oben aus hat man
einen tollen Blick bis zum Meer. Um die Mittagszeit ist es ruhig hier, die Lage am Berg führt dazu, dass weitgehend alle Straßen parallel versetzt in unterschiedlicher Höhe verlaufen. Die Häuser sind
in fünf, sechs Geschossen am Hang gebaut, es gibt verschiedene Zugänge von den unterschiedlichen Ebenen aus. Bei der Rückfahrt geht es weitgehend nur bergab, Gasgeben ist überflüssig, gute Bremsen
sind gefragt.
Blick von Lanusei auf die Küste.
Dachgarten in Lanusei.
Blick auf die Katedralkirche.
„Mein“ Krankenhaus…
Montag, 29. September
Heute verlassen wir Bari Sardo, von Sabrina und Vitale, dem Betreiberehepaar des Platzes, haben wir uns gestern schon verabschiedet. Im Moment gibt es einen Run auf Wohnmobilstellplätze, wir
befürchten daher, dass es in Porto Corallo, unserem neuen Ziel, ähnlich voll ist wie hier. Deshalb gehen wir heute Morgen zügig ans Werk, damit wir rechtzeitig vor Mittag unseren neuen Stellplatz
„Bella Vista“ erreichen. Die Sorge ist unbegründet, wir bekommen selbst unseren Wunschplatz problemlos. Umgeben von netten Nachbarn sind wir mit dem Aufbauen schnell fertig und können uns an einer
Portion Spaghetti mit Thunfisch stärken. Danach geht es erst einmal zur Abkühlung ins Wasser.
Strand von Porto Corallo, im Hintergrund der Torre Spagnola